„Krass, wie schnell so eine Geburt gehen kann und wie gut der Körper das dann doch meistert!“

17.11.2021
Der Tag war anstrengend. 
Gartenarbeit erledigt, unser neuer Herd wurde eingebaut, ich räume gerade die neuen Töpfe in den Schrank und Bleche in den tollen neuen Ofen. 
Fühle mich k.o., aber gut und zufrieden. Erkältet bin ich immer noch…
Als ich vor dem Backofen knie, knackst es leicht und ich verliere plötzlich Flüssigkeit. 
Es ist 21:37 Uhr. 

„Was war das?“ Denke ich noch, während ich mir ein Geschirrtuch in die Hose stecke und aufs Klo gehe. 
Immer wieder geht etwas Wasser ab und es fängt an, im Rücken zu ziehen. Gehe.
21:49 Uhr
Gebe Markus Bescheid. Sitze auf der Toilette und lasse alles los. Wahrscheinlich geht es jetzt doch los?! Ich lade mir sicherheitshalber eine WehenApp runter. Kurz darauf werden die Wehen dann recht schnell und sehr knackig. Laut Tracker kommen sie bereits alle 3 Minuten. Ich muss mich bereits auf das Atmen konzentrieren. Markus ruft Saskia an und beginnt damit alles vorzubereiten. Ich bleibe im Bad und wechsle immer zwischen Boden vor der Badewanne und Toilette hin und her. Überrumpelt fühle ich mich, und etwas unsicher, weil Markus nicht bei mir ist. Warum hat der kleine es so eilig???
Saskia kommt irgendwann ins Bad. Ich bin bereits ziemlich in meiner eigenen Welt. Uhrzeit oder Ähnliches registriere ich gar nicht mehr. Wichtig sind mir nur noch die Wehen, das Atmen und die Konzentration. Mir ist so verdammt heiß! Zwischendurch trinke ich Cola. Saskia checkt immer mal wieder die Herztöne. 

Auf einmal möchte ich nicht mehr im Bad bleiben. Es ist mir zu eng, Zu warm und irgendwie zu wenig Platz. 
Ich will ins Wohnzimmer. Dort lehne ich mich an Sofa und kniee davor. Saskia schlägt vor, den Hocker zu probieren. Ich stimme zu. Als ich darauf sitze und Druck nach unten bekomme, fühlt es sich aber nicht mehr gut an. Ich wechsle wieder vor mein bequemes Sofa. 
Silke kommt irgendwann dazu. 

Bruna, unser Hund, steht mir bei und guckt immer mal wieder zu , schmust zu mir her. 
Es geht alles so verdammt zügig. Anstrengend… Und der Druck wird immer größer. 
Ich atme durch die Wehen und töne und versuche ruhig und konzentriert zu bleiben. 
Plötzlich spüre ich ganz deutlich, wie der Kopf nach unten rutscht. Ich sage „der Kopf kommt, der Kopf!“ Saskia meint erst noch so gelassen: „Nein, das ist bestimmt nur Kacka.“, aber bei der nächsten Wehe muss ich schon richtig pressen und der Kopf kommt tatsächlich. Es brennt überall. Ich fasse hin und kann das Köpfchen streicheln! 

Dann kommt die nächste Wehe, ich spüre die Bewegung vom Kleinen in mir drin, ganz deutlich. Dann flutscht er raus und liegt, meckert und zappelt, zwischen meinen Beinen. Ein bisschen blau ist er und ich brauche kurz Zeit zum Durchatmen. Geschafft! Ich hebe den Kleinen zu mir und begrüße ihn und tätschle ihm den Rücken, damit er das restliche Wasser ausspuckt. In warme Handtücher gewickelt, schmuse ich ihn an mich ran. 
Jetzt kann ich mich aufs Sofa setzen und erst mal erholen. 

0:32 Uhr ist er geboren. 
Wow, keine 3 Stunden hat die Geburt gedauert. Ich bin ziemlich fertig, aber glücklich, dass alles so gut ging. 
Plazenta kommt irgendwann auch - alles vollständig. 
Und auch untenrum ist alles relativ heil geblieben. Nur eine Schürfung an der Schamlippe, aber nichts Wildes. Zwischendrin haben wir mit einem alkoholfreien Sekt auf die Geburt angestoßen. 
Ich fühle mich richtig gut und von der Erkältung ist im Moment nichts zu spüren. 
Markus nimmt den Kleinen zwischendurch immer mal. Ich gehe aufs Klo. Funktioniert 😊
Auch das erste Andocken an die Brust haben wir schon gemeistert, Saskia ist zufrieden mit uns. 
Blutung geht so. Eklig… Aber gehört dazu. 

Nachdem alles gut ist und nichts weiter zu tun ist, geht Saskia nach Hause. 
Markus holt unsere große Tochter und zeigt ihr das Baby. Dann will sie aber wieder ins Bett. 
Ich bin viel zu aufgewühlt und fit. Möchte duschen gehen, und dann aufs Sofa kuscheln. 
Maximilian ist erst mal bei Papa und ich wasche mir die Anstrengung ab. 

Krass, wie schnell so eine Geburt gehen kann, und wie gut der Körper das alles dann doch meistert!